Für alle die sich fragen wie sich eine Selbstständigkeit anfühlen kann

Monat: Januar 2025

Ideenhektik

Wie im letzten Post schon geschrieben hatte ich schon immer viele Ideen, die ich umsetzen wollte. Ein paar dieser Ideen habe ich dann auch versucht umzusetzen. Manchmal alleine und manchmal auch mit Freunden zusammen. Das Ergebnis war bisher leider immer das selbe: Es ging nie auch nur annähernd live. Aber das hält mich ja nicht auf weiter Ideen zu haben und auszuprobieren. Ich bin auch der Meinung, dass einige dieser Ideen richtig gut funktionieren könnten. In meinem Kopf sind die zwar da und interessant, aber alle die Ideen, die ich noch nicht ausprobiert habe, sind viel interessanter. Immer wieder setze ich mich auch hin und schau die Ideen durch, ob die wirklich immer noch so gut sind wie ich mir das vorgestellt habe. Auf meiner Liste sind also nach aktuellem Stand 43 Ideen, die ich noch umsetzen möchte.

Wenn du so ähnlich bist wie ich, dann kannst du wahrscheinlich nachvollziehen wie sich das anfühlt. Ich weiß es gibt die List. Ich finde die Ideen gut. Ich will sie umsetzen. Ich will alle ausprobieren. Ich will das jetzt machen.

Für alle die das nicht nachvollziehen können. Es ist teilweise eine unnormale Hektik in meinem Kopf, weil ich all die Ideen umsetzen möchte und mir gefühlt die Zeit für alles wegrennt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das stark durch die heutige schnelllebige Zeit verstärkt wird. Es fühlt sich einfach so an, als würde die Zeit davon laufen und ich schaffe es nicht dran zu bleiben. Tatsächlich hat das auch Auswirkungen auf die Konsequenz mit der ich an Projekten dranbleibe. Oft war es so, dass wenn ein Projekt nicht nach kürzester Zeit Erfolge hervorgebracht hatte, hab ich es direkt wieder verworfen.

Deswegen habe ich mich für mein aktuelles Projekt darauf eingeschworen dieses durchzuziehen. Wichtig für mich ist an einen Punkt zu kommen, an dem ich merke, dass es sich lohnt oder ob es sinnvoller ist das Projekt zu beenden.

Ich kann euch sagen, dass dieser Blog nicht mein aktuelles Projekt ist (sonst würde ich ihn krasser bewerben). Ein Blog war auch nie geplant oder eine meiner Ideen. Ich nutze es als kleinen „Therapieabklatsch“ für mich, um einfach alles rauszuhauen was ich gerade so denke. Deswegen ist diese Blog auch kein Projekt, sondern ein Ventil, aus dem manchmal was kommt. Je nach dem wie ich gerade Zeit und Lust habe.

Bin ich der richtige dafür?

Komischerweise habe ich mein Leben lange nicht hinterfragt, ob ich tatsächlich der richtige für eine Selbstständigkeit oder eine Unternehmensgründung bin. Für mich war das schon lange klar, dass es irgendwann darauf hinauslaufen wird.

Als ich als Kind das erste mal realisiert habe, dass es Angestellte gibt und Menschen die keine feste Anstellung haben, habe ich mich gefragt, warum diese Leute das tun würden. Im Verlauf meines Lebens habe ich dann gemerkt, dass wenn ich Ideen habe und diese umsetzen möchte, das oftmals in einem Rahmen geschieht, in dem ich nicht Angestellt bin. Auch die mediale Präsenz von erfolgreichen Unternehmern hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ich diesen Weg einschlagen möchte. Nach vielen Filmen, Instagram-Posts, Serien und auch vielen eigenen Ideen hat sich das Thema Selbstständigkeit und in der Folge auch Unternehmertum so fest eingebrannt, dass es für mich kein Weg daran vorbei gab.

Dann habe ich irgendwann angefangen meine Ideen in die Tat umzusetzen. Bis jetzt hat noch keine wirklich gefruchtet. Lange habe ich bei diesen Projekten im Nachhinein keine oder wenn dann eine sehr oberflächliche Reflexion gehabt. Meine Schlüsse waren immer: Es waren die falschen Leute dabei, der Zeitpunkt war falsch oder das initiale Investment war zu groß für mich. Jahre später ist mir erst aufgefallen, dass ich nie mich selbst hinterfragt hatte. Meine Reflexion war immer in der Annahme, ich hätte alles richtig gemacht. Diese Realisation war super wichtig auf meinem Weg dahin wo ich jetzt bin.

Ich hatte ja bisher schon viel ausprobiert, hab viel reflektiert und geschaut welche Bereiche ich verbessern musste. Dann kann ja nichts mehr im Weg stehen oder? So dachte ich dann zwischendurch. Für das initiale Selbstständig machen stand tatsächlich auch nichts mehr im Weg. Was ich nie bedacht hatte, war dass eine Selbstständigkeit in Vollzeit nochmal anders aussieht als in Teilzeit. Bei all meinen bisherigen Projekten war ich nämlich entweder im Studium oder im Arbeitsleben. Ich kannte es also nicht und konnte es auch nicht einschätzen, wie es ist Vollzeit in der Selbstständigkeit zu sein. Durch die Vollzeit hatte ich plötzlich 40 Stunden in der Woche mehr Zeit, die es produktiv zu füllen gibt. Tatsächlich fühle ich mich unwohl, wenn ich jetzt nicht den ganzen Tag was zu tun habe, da es ja bisher immer so war. Das ist durchaus ein großer Stressfaktor. Die Situation bringt mich auch wirklich oft zu der Frage dieses Posts: „Bin ich der richtige dafür?“.

Um ehrlich zu sein, kann ich es nicht beantworten. Ich bin mir sicher, dass ich noch einiges versuchen und ausprobieren werde. Vielleicht sind diese Gedanken auch nur aufgrund der krassen Umstellung die ich jetzt erlebt habe. Ich werde auf jeden Fall weitermachen, es ist ja schließlich erst ein Monat vergangen. In der Zeit kann ich bisher noch keinen sinnvollen Schluss über die Selbstständigkeit in Vollzeit ziehen. Es tut mir gut diese Gedanken zu teilen und ich hoffe der ein oder andere findet sich da wieder und fühlt sich dadurch in seiner Entscheidung sicherer.

Selbstständig oder Arbeitslos?

Alles begann vor über 20 Jahren… zumindest habe ich da meinen Anfang gefunden. Damals hatte ich noch absolut keine Ahnung wo es mich in meinem Leben hintreibt oder wo ich heute stehen werde. Der interessante Teil hat nach der Schule angefangen, da habe ich die ersten Erfahrungen im Arbeitsleben und im Studium gemacht.

Nach der Schule habe ich, wie gefühlt jeder, ein Jahr „Pause“ gemacht, um mich von der harten Schulzeit zu erholen. In der Zeit habe ich in verschiedenen Jobs gearbeitet. Da habe ich auch gelernt, dass ich die Band-/Schichtarbeit nicht meins ist. Obwohl ich da dann gut Geld verdient habe, habe ich mich dann entschieden zu studieren. Aber kein normales Studium, nein ich habe dual studiert. Für alle war das eine krasse Sache, weil ich nicht der krasseste in der Schule war und alle in meinem Umfeld, die dual studiert haben waren schon eher die sehr guten in der Schule. Aber ich wusste, dass ich wenn dann dual studiere, damit ich auch noch etwas Geld verdienen kann und ich nicht alle Freiheiten des Studiums hatte. Das hätte mich nämlich dazu verleitet einfach gar nichts mehr fürs Studium zu tun.

Das duale Studium hat dann ganz gut funktioniert und mein Arbeitgeber hat sich dazu entschieden mich zu übernehmen. Ich war dann gut ein halbes Jahr nach dem Studium dort und wurde dann von einem Headhunter abgeworben und habe dann ca. ein weiteres halbes Jahr später meinen Arbeitgeber gewechselt. Die Phase, in der meine Kollegen wussten dass ich gehe, aber ich noch da war, hatte ich mir dann tatsächlich komischer vorgestellt. Für meine Kollegen war es anscheinend allerdings absehbar, dass ich gehe, da sie sich sowieso gewundert hatten, dass ich noch da war. Laut denen habe ich die ganze Zeit nach mehr Aufgaben, mehr Freiheiten und Umsetzungsmöglichkeiten für meine Ideen gesucht. Begonnen hat das tatsächlich schon während dem Studium, da habe ich mit zwei Freunden versucht eine kleine Firma zu gründen.

Mit dem Jobwechsel ergab sich aber zeitgleich dann die Möglichkeit für mich eine Selbstständigkeit aufzubauen. Das habe ich dann ca. 2,5 Jahre neben meinem Job aufgebaut und versucht daraus mehr zu machen. Mein Problem war allerdings, dass ich gemerkt hast, dass das ganze immer nur nebenher zu machen mich immer von meinem Potenzial zurückgehalten hat. Ich konnte mich ja nie zu 100% auf eine Sache konzentrieren, sondern hatte meinen Fokus immer geteilt. Deshalb war für mich dann, nach langem Überlegen und Abwegen, die logische meinen Job zu kündigen und die Selbstständigkeit in Vollzeit auszuprobieren. In meiner Situation hatte ich nichts zu verlieren und wenn ich es nicht jetzt versucht hätte, hätte ich es vermutlich nie mehr getan.

Deshalb habe ich genau das zum 01.01.2025 getan. War es ein geiles Gefühl? JA! So aufregend, nervenaufreibend und bewusst waren nur wenige Momente in meinem Leben. Ich habe mich so darauf gefreut, wie die Zeit wird und was ich dann alles tun kann, dass ich leider vergessen habe, dass ich dann ja darauf angewiesen bin. Faszinierender Weise fand ich das ganze dann doch irgendwie komisch als ich dann in der Situation war und nicht wusste wie mein Tag aussieht. Deswegen sitze ich nun hier, bin immer noch hochgradig motiviert und stelle mir die Frage: „Bin ich wirklich selbstständig oder einfach nur arbeitslos?“